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Einreichung DHd2023

Till Grallert edited this page Dec 1, 2022 · 5 revisions

Wir haben einen Workshop für die DHd2023 eingereicht, der leider auf der Grundlage der folgenden Gutachten abgelehnt wurde.

To do

  • Konzept
  • Einreichung
  • Begutachtung
    • Gutachten
    • Unsere Reaktion auf die Gutachten
    • Entscheidung des Programmkomittees

Gutachten 1 (Annette Gerstenberg)

Beitrag der Einreichung

Der vorgeschlagene Workshop der AG Multilingual DH adressiert ein Kernthema der DH, die Probleme mit Tools und Plattformen, die bei Mehrschriftlichkeit v.a. nicht-lateinischer Schriften entstehen. Technische Probleme werden ebenso angesprochen wie aus somit marginalisierten Verschriftungen resultierende kulturelle Asymmetrien. In der konzeptionellen Ausgestaltung werden weitere Aspekte wie grundsätzliche Probleme der kulturellen Hegemonialität des Globalen Nordens, die Lehre, globale sozioökonomische Dysbalancen und der "digital divide" angerissen. Der Workshop soll die kooperative Arbeit an der Identifizierung von damit zusammenhängenden Problemen und möglichen Lösungen ermöglichen. Die Arbeitsweise ist im zentralen Bereich ungesteuert: Auf Basis im Vorfeld eingereichter User Stories erfolgt die Findung von Arbeitsgruppen, die Gelegenheit zu einer fünfstündige kreativen Diskussion im Open Space-Format erhalten. Die Ergebnisse werden One-Minute-Präsentationen vorgestellt und sollen zu einer Chart führen, die Ausgangspunkt für weitere Initiativen der AG werden soll.

Beurteilung des Beitrags

Inhalt Beitrag (03x): 3 Forschung (02x): 2 Methodik (02x): 1 Formal (01x): 4 Verständlichkeit (01x): 2 Empfehlung (04x): 3 Summe der Punkte : 33

Kommentare für die AutorInnen

Das Thema ist relevant und die Mitglieder der AG sind einschlägig ausgewiesen. Die Konzeption ist grundsätzlich erfolgversprechend, allerdings gibt es in der vorliegenden Form Unklarheiten und Inkonsistenzen. So wird einleitend von drei Themenbereichen gesprochen; diese Themen werden aber nicht konsequent verfolgt und, wie oben dargestellt, um zahlreiche weitere Dimensionen von Mehrsprachigkeit und kulturellen wie ökonomischen Problemen ergänzt, die teils - wie die sicher eklatante Problematik der Stromversorgung im Mittelmeerraum - außerhalb der für den Workshop vorgeschlagenen Thematik liegen. Unverbunden im Gesamtzusammenhang stehen die "Desiderate des forschens und lehrens" (sic). Soll die universitäre Lehre eine größere Rolle spielen? Insgesamt stellt sich die Darstellung der einzelnen Themenbereiche unausgewogen und wenig stringent dar. Die Verankerung im Forschungsstand wird in den einleitenden Abschnitten kumulativ gehandhabt, während weite Strecken der Argumentation im Abschnitt "Herausforderungen" ohne Referenzen auskommen. Dies wirkt sich negativ auf die Präzision der Darstellung aus, wie das Beispiel der aleatorisch verwendeten linguistischen Termini "fused lects" und "Code-Switching" zeigt. Schlagwörter wie "Digital divide" werden ohne Referenz und definitorische Anbindung an das Rahmenthema verwendet. Eine klarere und dann konsequent durchgeführte Schwerpunktsetzung wäre vorteilhaft, wobei sich ein thematisch engerer Zuschnitt empfehlen würde, damit die thematischen Kernbereiche nicht zu kurz kommen. Etwas irritierend ist die didaktisierende Geste, mit den - an sich doch kollegialen - Teilnehmenden "eine vertiefte inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema (zu) üben". Einige Formulierungen ("Überstülpen der Buchstabenmetapher") mit teils religiöser Einfärbung ("Heilsversprechen", "Glauben an ein Heilsversprechen") verlagern sich auf Polemik, wo eine präzisere Argumentation zu erwarten wäre. So bleibt der Bezug auf die 32 verschiedenen Schreibweisen für 'mekkanisch' unklar.

Der zeitliche Ablauf sieht fünf Stunden für das Format der OpenSpace-Diskussion vor. Diese favorisiert "kreative Beiträge". Hier ist grundsätzlich zu fragen, wie die im gegebenen Kontext erforderliche wissenschaftliche Orientierung auf die DH-Community abgesichert wird.

Form: Den bibliographischen Eintrag Fiormonte, Sukanta Chaudhuri und Paola Ricaurte bitte anpassen, außerdem einige orthographische oder sprachliche Versehen. Der Aufruf zum vorbereitenden Einreichen von Userstories sollte in den Antragstext aufgenommen werden, um die thematische Kohärenz weitergehend zu dokumentieren und abzusichern.

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Gutachten 2 (Martina Scholger)

Beitrag der Einreichung

Die Einreichungs schlägt einen Workshop zu den Herausforderungen von Multilingualität in den DH vor.

Beurteilung des Beitrags

Inhalt Beitrag (03x): 4 Forschung (02x): 4 Methodik (02x): 2 Formal (01x): 4 Verständlichkeit (01x): 3 Empfehlung (04x): 3 Summe der Punkte : 43

Kommentare für die AutorInnen

Das Thema Multilingualität ist zweifelsohne ein sehr zentrales und wichtiges Thema, dem man einen Platz bei der DHd einräumen sollte.
Die Herausforderungen des Themas sowie die Aspekte, denen sich der Workshop widmen möchte, werden in der Einleitung klar dargestellt. Ebenfalls wird der aktuelle Diskussionsstand – dem sich die AG vorranging widmet - hinreichend mit Literatur belegt. Im Fließtext zu den Herausforderungen multilingualer DH werden, auch aufgrund des Fehlens weiterer Gliederung, die Argumente zu den einzelnen Themenbereichen, die im Workshop in den Fokus genommen werden sollen, nicht deutlich und übersichtlich herausgearbeitet. An manchen Stellen bedient sich die Einreichung reichlich Pathos, das m.E. ob der unumstrittenen Relevanz des Themas nicht notwendig ist. Der Absatz zum „digital divide“ erscheint etwas unvermittelt und unkontextualisiert. In Bezug auf die Algorithmen für quantitative Verfahren wäre m.E. zu berücksichtigen, dass es auch für viele Sprachen des „globalen Nordens“ (besonders osteuropäische Sprachen) wenig automatisierte Verfahren gibt. Diesbezüglich sollte niemand ausgeschlossen werden.
Für die offene Diskussionsrunde erscheint die Moderation und Anleitung durch die Mitglieder der AG unbedingt notwendig: Ein völlig offenes Format, in dem Teilnehmende jederzeit beliebig zwischen Themen / Gruppen wechseln können, verspricht m.E. nicht die gewünschten Ergebnisse zu bringen, auf deren Basis die AG sinnvolle Impulse für ihre weitere Arbeit gewinnen kann. Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Ergebnisse des Workshops stellt sich die Frage, wie diese publiziert werden sollen? Durch die AG zu einem späteren Zeitpunkt, oder als gemeinsame Publikation der TeilnehmerInnen z.B. auf Zenodo?
Eine Anregung wäre, neben der Multilingualität als weiteren Aspekt die Multikulturalität stärker einzubringen. So hat sich in anderen Internationalisierungsvorhaben, z.B. der Text Encoding Initiative, gezeigt, dass das Fehlen von Konzepten und Traditionen in bestimmten Kulturkreisen zu Übersetzungsproblemen geführt hat bzw. die Bereitstellung spezifischer Beispiele notwendig macht.
Vor der Veröffentlichung sollte der Beitrag noch einmal korrekturgelesen werden, da sich ein paar Tippfehler eingeschlichen haben.

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Gutachten 3 (Prof. Dr. Noah Bubenhofer)

Beitrag der Einreichung

Der vorgeschlagene Workshop soll das Problem der fehlenden Multilingualität von Strukturen, Infrastruktur, Tools, Forschungsansätzen etc. problematisieren und diskutieren. Die Autor:innen sin der Ansicht, dass trotz vieler technischer Fortschritte (z.B. UTF-8) nach wie vor eine Hegemonie der englischen Sprache und lateinischen Schrift herrsche und Anliegen des Globalen Südens und nicht-englischsprachiger, nicht schriftsprachiger Communities unter den Tisch fallen. Der Workshop soll nach den OpenSpace-Prinzip funktionieren und damit große Freiheit der am Workshop teilnehmenden garantieren.

Beurteilung des Beitrags

Inhalt Beitrag (03x): 5 Forschung (02x): 3 Methodik (02x): 5 Formal (01x): 5 Verständlichkeit (01x): 5 Empfehlung (04x): 4 Summe der Punkte : 57

Kommentare für die AutorInnen

Das Thema ist m.E. wichtig und gleichzeitig extrem vielfältig: Im Konzept werden eine ganze Reihe von Aspekten angesprochen: computerlinguistische Tools für nicht-englische Sprachen, Zeichencodierungen, die Sprache von Programmiersprachen, die Macht von Institutionen ohne demokratische Legitimation etc. Nicht angesprochen wird jedoch die Dominanz des Prinzips der Standardisierung in den DH, die wohl im Widerspruch zu im Konzept angesprochenen Problemen stehen. (Warum ist z.B. TEI-XML auf Englisch verfasst und repräsentiert wahrscheinlich primär Textkonzepte des Globalen Nordens? Eine diesbezügliche Flexibilität stünde wahrscheinlich den Standardisierungswünschen entgegen.) Zudem sehe ich die Entwicklungen in der Computerlinguistik nicht ganz so pessimistisch: Multilingualität, "kleine Sprachen" (und auch Variation und Varietäten) sind inzwischen weit besser abgedeckt; es bleiben jedoch Probleme, da stimme ich den Autor:innen zu. Das didaktische Konzept des OpenSpace ist überzeugend. Allerdings würde ich bei der Breite der angesprochenen Probleme doch empfehlen, generellere Statements oder Hypothesen, die sich von den "user stories" ableiten lassen, in die Arbeitsgruppen zu geben – nicht, um sie thematisch einzuschränken, sondern um ihnen einen reichhaltigen Input zu bieten, der nicht nur aus wahrscheinlich sehr speziellen user stories besteht.